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Besuch aus Kenia beim Weltacker Bamberg

Mein Saatgut, meine Nahrung, meine Zukunft“

19.03.2025

„Mein Saatgut, meine Nahrung, meine Zukunft“

Geballte Frauenpower aus Kenia zu Gast beim Weltacker Bamberg

Bamberg. Mercy Ambani versteht es, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann zu ziehen. Begeistert erzählt sie, wie Kleinbäuerinnen in Kenia es schaffen, die biologische Vielfalt zu schützen und gleichzeitig ihre Familien zu ernähren. Die energiegeladene Frau ist Koordinatorin des Seed-Savers-Network Kenia, das sich für den Erhalt der Saatgutvielfalt und die Bildung von Kleinbäuerinnen einsetzt. Auf Einladung des internationalen Weltacker-Netzwerks kam sie nach Bamberg, um über ihre Arbeit zu berichten und sich mit Weltacker-Aktiven zu vernetzen.

Bambergs 2. Bürgermeister Jonas Glüsenkamp begrüßte Mercy Ambani im Namen der Stadt und besichtigte mit ihr die Fläche des neu entstehenden Bamberger Weltackers. Er betonte die Bedeutung des urbanen Gartenbaus in der Geschichte und Gegenwart der Stadt Bamberg. „Projekte wie die Solidarische Landwirtschaft oder der Weltacker sind sehr wertvoll, um diese Tradition weiterzuführen und die Bedeutung einer regionalen und nachhaltigen Versorgung mit Lebensmitteln zu vermitteln“, so der Bürgermeister.

Der 2.000 m Weltacker in Bamberg soll als Bildungsort Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Wissen über globale und nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung vermitteln. In Kenia hingegen dienen die 2000 m² großen Weltäcker als Demonstrationsbetriebe. Sie zeigen, wie von dieser Fläche eine Familie mit durchschnittlich 7-8 Mitgliedern gesund und nachhaltig ernährt werden kann. Das Seed-Savers-Network Kenia bildet Bäuerinnen und Bauern auf lokaler Ebene in der ökologischen Bewirtschaftung der Fläche aus. Diese geben ihr Wissen wiederum an Kleinbauern in den Dorfgemeinschaften weiter. So wird die Ernährungssituation der ländlichen Bevölkerung verbessert und junge Menschen erhalten neue Perspektiven, um in ihren Dörfern zu bleiben zu können.

Mercy Ambani war sehr an Austausch und Vernetzung interessiert, was durch den Besuch verschiedener Bamberger Projekte ermöglicht wurde. Ein Highlight war für sie der Austausch mit Ulrike Aas vom Bamberger Sortengarten. Im Sortengarten wird Saatgut von Bamberger Lokalsorten wie dem Bamberger Wirsing vermehrt und gegen Spende vor allem an Hobbygärtner weitergegeben. Die Erhaltung und Verbreitung von indigenem Saatgut - also traditionellem, samenfestem Saatgut, das gut an die jeweiligen Boden- und Klimaverhältnisse angepasst ist, steht im Mittelpunkt der Arbeit des Seed-Savers-Netzwerks. Hier sind mehr als 400.000 Menschen organisiert sind und betreiben über 100 Saatgutbanken im ganzen Land. Diese machen die Bäuerinnen und Bauern unabhängig von den großen Saatgutkonzernen und tragen so zur Ernährungssicherung der Menschen bei. Das Motto des Seed-Savers-Network lautet deshalb: „My seed, my food, my future“ (Mein Saatgut, meine Nahrung, meine Zukunft).

An der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) zeigte Martin Schulz Anbaumethoden, die geeignet sind, den wachsenden Herausforderungen des Klimawandels in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft Ostafrikas zu begegnen. Für Mercy Ambani war der gezielte Einsatz von Nützlingen zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen besonders interessant, da diese Methode auch von Kleinbäuerinnen in Kenia angewendet werden kann.

Mathieu Lubiato informierte Mercy Ambani über die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Bamberg. Hier werden alle Kosten für den Gemüseanbau - zum Beispiel der Lohn der Gärtnerinnen und Gärtner, die Pacht, das Saat- und Pflanzgut - auf die an der Solawi Beteiligten, die sogenannten Ernteteiler, umgelegt. Im Gegenzug wird das geerntete Gemüse aufgeteilt und wöchentlich zur Abholung bereitgestellt. Die Ernteteiler zahlen jeden Monat den gleichen Betrag, egal wie groß oder klein die Ernte ausfällt.

In der Bioland-Gärtnerei von Sebastian Niedermeier lernte Mercy das Konzept der Gemüse-Abokisten kennen. Besonders beeindruckt war sie von der Handy-App, mit der die Abo-Kunden bestellen, aber auch Rezepte austauschen können. Mercy Ambani plant, das Konzept auf die Vermarktung von Gemüse aus den Dorfgemeinschaften des Seed-Savers-Networks zu übertragen.

Die Begegnung mit Mercy Ambani machte allen Gesprächspartnern deutlich, wie inspirierend und wertvoll ein internationales Netzwerk ist, um Erfahrungen und Wissen auszutauschen und sich gemeinsam für die Bekämpfung des Hungers und eine nachhaltige Landwirtschaft einzusetzen.

Christine Hertrich

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Informationen über den Weltacker Bamberg

In Bamberg entsteht derzeit ein 2000 m² großer Weltacker in Trägerschaft des BUND Naturschutz. Kooperationspartner ist die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Bamberg, an deren Flächen der Weltacker angrenzt. Der Weltacker wird ein Lernort der Bildung für nachhaltige Entwicklung, der die weltweite Agrar- und Ernährungssituation im Kleinen sichtbar und erlebbar macht. Fast 8 Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde und teilen sich rund 1,5 Milliarden Hektar Ackerland. Das sind knapp 2000 Quadratmeter pro Person - genug, um alle Menschen weltweit gut zu ernähren. Allerdings nur, wenn wir gerecht teilen und verantwortungsvoll mit den Gütern unserer Erde umgehen. In der Bamberger Südflur werden ab März auf 2000 Quadratmetern über 40 der wichtigsten Nutzpflanzen der Welt - Weizen für Brot, Sonnenblumen für Speiseöl und sogar Baumwolle für Kleidung - maßstabsgetreu angebaut.

Der Weltacker wird als Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich sein und kann anhand von Schautafeln jederzeit selbständig erkundet werden. Ab Mai finden auf dem Weltacker zahlreiche Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene statt - von der Ackerrallye über Klimakochkurse bis zum Weltacker-Kunstworkshop. Sie beschäftigen sich mit Themen rund um eine nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Gruppen und Vereine können Führungen oder Workshops auf dem Weltacker buchen.

Der Weltacker Bamberg orientiert sich am Konzept des 2000m² großen Weltackers, der seit 2015 ausgehend von Berlin bereits an über 20 Orten weltweit umgesetzt wird. Auf der Internetseite www.2000m2.eu/de wird das Konzept des 2000m² Weltackers ausführlich vorgestellt.

Weitere Informationen zum Weltacker Bamberg gibt es bei der Projektleiterin Christine Hertrich per Mail an christine.hertrich@weltacker-bamberg.de oder telefonisch unter 0155/63350316.