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Billionenfach weggeschnippt – Was tun gegen die Zigarettenkippenflut?

Am Schönleinsplatz/Càfe Rondo fand eine erste Zigarettenkippen - Aufräumaktion

in Kooperation mit den Naturfreunden (Ortsgruppe Bamberg e.V.) und dem Bund

Naturschutz (Kreisgruppe Bamberg) statt. Das Cafe Rondo ist einer von vielen

Zigarettenkippen-Hotspot in Bamberg. Das Echo bei den vielen Rauchern an

einem sonnigen Freitag Nachmittag im März war sehr gut, verständnisvoll und

dankbar für die Hinweise. Die Wenigsten wussten von der Problematik

weggeworfener Zigaretttenstummel. Anhand von Holzzangen wurden die

Zigarettenfilter eingesammelt, Informationsmaterial an Raucher und

Raucherinnen verteilt und auf die Möglichkeit von kleinen Taschenaschenbecher

hingewiesen. Wichtig war es in erster Linie, dass die Baumscheiben frei von

Nikotinfiltern sind. Bei Regen werden die gefilterten Gifte der Zigarette

ausgeschwemmt und gefährden so unsere wertvollen Stadtbäume.

27.03.2023

Eine weggeworfene Zigarette erscheint vielen Rauchern harmlos, wie die
zahlreichen Gespräche am Cafe Rondo zeigten – ein großer Irrtum. Weltweit
werden jährlich 5,6 Billionen Zigaretten geraucht und davon beachtliche 4,5
Billionen Filter einfach weggeschnippt.
Die Stoffe, die nach dem Abrauchen im Filter stecken, machen sie hochgiftig und
stellen eine hohe ökologische Belastung dar. Neben Nikotin enthalten gebrauchte
Zigarettenfilter bis zu 4000 verschiedene Substanzen wie Schwermetalle,
Formaldehyd, Nitrosamine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
(PAK).
Wenn wir Zigarettenfilter in der Umwelt entsorgen, verschwinden sie nicht
einfach. Die Giftstoffe aus den Kippen kommen zu uns zurück. Mit Regen oder
Wind gelangen sie in unsere Gewässer und schließlich in Nord- und Ostsee. Ein
Zigarettenfilter verunreinigt 40 Liter Grundwasser, und das in einer Zeit, wo wir
unser Grundwasser dringend schützen sollten.
Das in den Kippen enthaltene Nikotin ist ein Nervengift und einer der giftigsten
Pflanzenwirkstoffe. In den Gewässern wird es von Wasserorganismen
aufgenommen und kann so in unsere Nahrung gelangen. Bereits mit einer Kippe
in 1000 Litern Wasser lassen sich schädliche Auswirkungen auf
Wasserorganismen nachweisen.


Ein Müllproblem für Jahrhunderte.
Nicht nur die in den Kippen enthaltenen Schadstoffe sind ein Problem für uns und
unsere Umwelt, sondern auch die Zigarettenfilter. Sie bestehen aus dem
Kunststoff Zelluloseazetat und sind so gut wie unzerstörbar - bis zu 400 Jahre
kann es bis zur vollständigen Zersetzung dauern.
Unter Sonneneinstrahlung und bei Feuchtigkeit zerfallen die Filter zu Mikroplastik.
Diese winzigen Teilchen saugen Schadstoffe wie ein Schwamm auf. Von Tieren
aufgenommen gelangen sie in unsere Nahrungskette. In einem Liter arktischen
Meereis wurden bis zu 12.000 Mikroplastikteilchen gefunden. Darunter auch
Zelluloseazetat aus Zigarettenfiltern.

 

Im Aschenbecher Sonnenbaden?

Zigarettenkippen vermüllen nicht nur Straßenränder, Wege und Parks, sondern
auch die Strände von Nord- und Ostsee. Kippen sind sogar der am häufigsten
gefundene Müll am Strand - erst danach kommen Plastiktüten, Strohhalme & Co.
Sie sind weit mehr als ein ästhetisches Problem.
Kippen sind eine Bedrohung für Meereslebewesen. Sie verwechseln Kippenreste
mit Nahrung, was zum Tod durch Verstopfung im Verdauungsapparat und zum
Verhungern mit gefülltem Magen führen kann. Ein Teil der Kippen im Meer
stammt von Badegästen. Noch mehr werden durch Regen in Flüsse und Bäche
ins Meer geschwemmt.


Wild entsorgt.
Das Wegwerfen von Zigarettenkippen ist eine Ordnungswidrigkeit. Dennoch
machen sie in den Städten 30 bis 40 Prozent des aufgesammelten Mülls aus. Die
Kosten der Entsorgung trägt über Abfallgebühren die Allgemeinheit.
Selbst bei regelmäßiger Reinigung sind Zigarettenkippen aus dem Straßenbild
nicht wegzubekommen. Mit Regen oder Wind landen sie in der Kanalisation.
Kläranlagen können die Schadstoffe nur unvollständig abbauen. Ein Teil wird im
Klärschlamm zurückgehalten, der Rest gelangt in die Gewässer und ist nicht
wieder aus der Umwelt zu entfernen.


Tabakanbau zerstört Lebensräume
Beim Tabakanbau werden weitaus mehr Pestizide und chemisch-synthetische
Dünger eingesetzt als bei anderen landwirtschaftlichen Kulturen. Die
Tabakpflanze laugt den Boden extrem aus und ist besonders anfällig für
Schädlinge. Durch Regen und Bewässerung gelangen Pestizide und
Mineraldünger in die Gewässer. Die riesigen Tabakfelder führen zu einem Verlust
der biologischen Vielfalt, die Rodung von Waldflächen für den Anbau zerstört
Lebensräume. Hinzu kommt ein enormer Wasserverbrauch - fast drei Millionen
Liter pro rauchfertige Tonne Tabak.


Was tun gegen die Kippenflut?
Aufklärung, eigene Taschenaschenbecher, Sammelaktionen, Bußgelder und
ausreichende sowie attraktive Entsorgungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum
können Menschen motivieren, Kippen nicht einfach wegzuwerfen und damit die
Umwelt zu belasten. Zigarettenkippen dürfen nicht länger gedankenlos auf
Straßen, öffentlichen Plätzen, Kinderspielplätzen, am Strand oder in der Natur
weggeworfen werden. Als hochgiftiger Abfall gehören sie in den Hausmüll.
Wissenschaftler empfehlen sogar, Zigarettenfilter aus Zelluloseazetat
grundsätzlich zu verbieten.


Fazit
Die Auswirkungen von Urwald-Rodungen, Monokulturanbau, Überdüngung und
Pestizideinsatz zeigen, die Umweltbilanz von Tabak ist verheerend und zwar vom
Anbau der Tabakpflanze bis zur weggeworfenen Zigarettenkippe – das alles für
ein Produkt, das Menschen krank macht.


Andrea Dittrich (Naturfreunde Ortsgruppe Bamberg e.V.) und Karen Stein (BUND
Naturschutz – Kreisgruppe Bamberg)