BUND Naturschutz begrüßt Agri-Photovoltaik in der Region und mahnt zu einem schnelleren Umstieg auf erneuerbare Energien
Durch den Krieg in der Ukraine ist es mittlerweile zum Konsens geworden, dass die Energieversorgung schnellstmöglich unabhängig von fossilen Brennstoffen werden muss. “Dies erfordert nicht nur die Klimakrise, sondern dämpft auch die Energiepreise, stärkt unsere Energiesouveränität und beendet die Unterstützung von Kriegsverbrechern und Diktaturen”, fasst Josephina Nübold vom BN Bamberg die Vorteile zusammen. “Unsere Abhängigkeit ist enorm. Jetzt rächen sich auf bittere Weise die für die Energiewende verlorenen, vergangenen Jahre. Wir könnten schon viel weiter sein”, bedauert Nübold. Die Region Bamberg sollte die Chancen, die sich aus der Nutzung von Windkraft und Photovoltaik ergeben, zügig ergreifen.
Windkraft kann mehr – wenn man sie lässt!
Verständnislos zeigt sich der BN, dass die Staatsregierung an der 10H-Regelung festhalten will. Diese hat durch die Festschreibung überzogener Abstände dazu geführt, dass der Windkraftausbau in Bayern völlig zum Erliegen gekommen ist. Mit dieser Politik droht Bayern eine riesige Stromlücke. Nötig ist die Ausweisung von 2% der Fläche für mögliche Windkraftstandorte und die Abschaffung der 10H-Abstandsregelung. Immerhin hat die Staatsregierung ein paar Ausnahmen von der 10H-Regelung angekündigt.
“Unsere Hoffnung liegt derzeit bei den Gemeinden: Diese können über die Bauleitplanung 10H umgehen. In vorbildlicher Weise wenden dies die Gemeinden Litzendorf und Buttenheim an. Hier sind jeweils Windprojekte in Planung”, erklärt Erich Spranger, Energieexperte beim BN Bamberg. “Hoffentlich nehmen weitere Gemeinden im Landkreis Bamberg ihre Verantwortung wahr und ziehen nach.” Dabei empfiehlt es sich für die Gemeinden proaktiv tätig zu werden: Auf Windvorrangflächen können nach eigenen Vorstellungen und unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger Windkraftanlagen errichtet werden. Mit gleich drei Vorranggebieten sieht Spranger die Gemeinde Burgebrach besonders in der Pflicht.
Es müssen jedoch noch weitere Vorrangflächen ausgewiesen werden. Potential erkennt der BN vor allem auf dem Jura in den Gemeinden Stadelhofen, Königsfeld und Heiligenstadt sowie auf den Höhenzügen im westlichen Landkreis. Unterstützung bekommt der Ausbau der Windkraft im Landkreis von der Bundesebene. Bei Bürgerenergie-Projekten bis 18 Megawatt soll die Ausschreibungspflicht wegfallen. Dies würde die Planungen im Landkreis deutlich vereinfachen.
Photovoltaik stark ausbauen
Viel Potential für den PV-Ausbau bieten ungenutzte Dachflächen. Der BN fordert die Gemeinden auf, bei Neubauten schon jetzt Photovoltaik-Anlagen soweit möglich verpflichtend vorzuschreiben. „Wir sind es leid, bei unseren Stellungnahmen zu Bebauungsplänen immer wieder auf die fehlende PV-Pflicht hinzuweisen. So begrüßen wir es sehr, dass die neue Bundesregierung Photovoltaik bei Neubauten vorschreiben beziehungsweise zur Regel machen will“, kommentiert Spranger.
Besonders hoch sind die Potentiale aber im Bestand. Interessierten möchte der BN Mut machen: Durch neue Regelungen wurde der Betrieb von normalen Hausanlagen deutlich entbürokratisiert.
Zusätzlich zum Ausbau der PV-Anlagen auf den Dächern werden wir ohne einen großzügigen Ausbau von Freiflächenanlangen nicht auskommen. So begrüßt es der BN, dass schon eine ganze Reihe von Gemeinden in diesem Bereich aktiv sind. Das Landschaftsbild betreffend findet Spranger: “Es müssen nicht immer riesige Flächen sein. Kleinere Anlagen, die in die Landschaft eingestreut und an die Geländegestalt angepasst sind, schonen das Landschaftsbild.”
Agri-PV in Priegendorf
In diesem Punkt vorbildlich ist die geplante Agri-Photovoltaik-Anlage auf einem 2,25 ha großen Ackerstreifen bei Priegendorf. Heiko Martin, Geschäftsführer der KMM Kommunal Management erläuterte die Planung vor Ort. Er projektiert die Anlage und wird auch ihr Betreiber sein. Die Agri-PV-Anlage kombiniert die landwirtschaftliche Nutzung mit der energetischen Nutzung mittels Photovoltaik. Geplant sind sogenannte sonnennachgeführte Modulreihen, die durch größere Reihenabstände auch mit ihrer Rückseite durch Bodenreflexion Energie erzeugen können. Somit lässt sich auch auf kleiner Fläche ein hoher Stromertrag für rund 480 Haushalte erzielen und gleichzeitig Landwirtschaft betreiben. Die großen Modulplatten können senkrecht gestellt werden, so dass die Fläche mit einem Traktor bearbeitet werden kann. In den immer trockener werdenden Sommermonaten dienen die Photovoltaikmodule gleichzeitig als Schattenspender, so dass zwischen den Modulreihen Gemüse gut wachsen kann. Das Gemüse soll im Anschluss lokal vermarktet werden. Ein weiterer Clou der Anlage: Die Planung sieht im Sinne der Netzdienlichkeit einen Energiespeicher vor. „Dies bedeutet einen großen Schritt zur Energieautarkie für die Stadt Baunach“, erklärt Martin. Wie gehen die Planungen nun weiter? Noch im April ist die Teilnahme an der Innvoationsausschreibung geplant. Mit einer Realisierung ist dann für 2023 oder 2024 zu rechnen. Ein wirklich innovatives und nachhaltiges Projekt zur Nachahmung, findet der BN.
Abschließend gibt Nübold zu bedenken: “Bei allem Ausbau der Erneuerbaren Energien ist es uns wichtig auf unsere größte Energiequelle hinzuweisen: dem Energiesparen. Das kann durchaus mit Einschränkungen zusammenhängen oder auch mit Energieeffizienz, wie bei Verkehrswende, E-Mobilität, Wärmepumpen oder Hausdämmung.“
Für Rückfragen:
Erich Spranger, Stellvertretender Vorsitzender BUND Naturschutz, Kreisgruppe Bamberg
Tel: 0951/509104
Mail: erich.spranger@posteo.de