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Elektrogeräte reparieren und gebraucht kaufen

Berlin. Jeden Tag entsteht in Deutschland ein Haufen Elektroschrott, der schwerer ist als 20 Blauwale. Um weniger Müll zu produzieren und Ressourcen zu schonen, ist es wichtig, Geräte möglichst lange zu benutzen, diese zu reparieren oder gebraucht zu kaufen. Setzen Sie sich doch in der Fastenzeit mit dem Thema auseinander. Benedikt Jacobs, BUND-Experte für Rohstoff- und Ressourcenpolitik, erklärt, worauf es ankommt.

22.02.2023

Was ist das Problem beim Kauf neuer Elektrogeräte? 

Benedikt Jacobs: „Bei der Anschaffung neuer Elektrogeräte gibt es ein großes Problem: Elektrogeräte werden irgendwann zu Elektroschrott. Damit werden wahnsinnig viele Ressourcen verschwendet. Geräte sind von der Industrie so hergestellt, dass sie schlecht oder gar nicht reparierbar sind. Es fehlen Produktplänen, die dabei helfen würden, Geräte auseinanderzubauen. Oft gibt es keine Ersatzteile und wenn doch, dann sind diese teilweise nicht bezahlbar.“ 

Worauf sollten Verbraucher*innen vor dem Kauf achten? 

Benedikt Jacobs: „Für Sie als Verbraucher*in ist es wichtig herauszufinden, welches Gerät langlebig, schadstofffrei und reparierbar ist. Das ist jedoch oft nicht einfach. Was helfen kann: Informieren Sie sich vor der Neuanschaffung mit unabhängigen Testberichten im Internet oder bei der Verbraucherzentrale. Achten Sie bei neuen, großen Elektrogeräten auf den Energieverbrauch. Das verpflichtende EU-Energielabel bietet Orientierung zur Energieeffizienz und enthält weitere Informationen, wie den Wasserverbrauch bei Waschmaschinen. Auch Zertifikate wie der Blaue Engel helfen, umweltschonende Produkte und Geräte zu identifizieren. Klar ist, dass jede Reparatur im Vergleich zu einem Neukauf aktiver Ressourcenschutz ist.“ 

Was kann man tun, wenn ein Elektrogerät kaputtgegangen ist? 

Benedikt Jacobs: „Klären Sie zunächst, ob eine Reparatur möglich ist. Das erfahren Sie beim Verbund freier Werkstätten oder in Reparatur-Cafés und -Initiativen. In vielen Städten gibt es solche Anlaufpunkte für eine Reparatur. Die ReMap-Berlin ist beispielsweise eine interaktive Karte, die Ihnen diese und viele weitere Orte für Berlin zeigt. Ressourcenschonung und Klimaschutz hängen eng zusammen: Würde die Lebensdauer aller Smartphones in der EU um ein Jahr verlängert, könnten 2,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Das entspricht den Emissionen von einer Millionen Autos. 

Falls sich Ihr Elektrogerät nicht reparieren lässt, entsorgen Sie es fachgerecht. Nur so können die Rohstoffe recycelt werden. Bringen Sie deshalb Ihren Elektroschrott auf Wertstoffhöfe. In manchen Städten wird dieser auch wie Sperrmüll zu Hause abgeholt oder es gibt Container für Elektroaltgeräte. Informationen bietet der regionale Entsorger. Außerdem ist der Handel zur Rücknahme kaputter Elektrogeräte verpflichtet. Auch jeder Online-Händler muss gewährleisten, dass es Rückgabemöglichkeiten in zumutbarer Entfernung gibt. Für Elektrogeräte unter 25 Zentimeter Kantenlänge gilt seit Juli 2022: Jeder Supermarkt und Discounter, der über 800 Quadratmeter Verkaufsfläche hat und jedes Fachgeschäft für Elektrogeräte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern muss Elektrogeräte kostenlos entgegennehmen. Dabei ist es egal, ob die Geräte dort gekauft wurden oder nicht. Große Elektrogeräte wie Waschmaschinen müssen beim Kauf eines neuen Geräts kostenfrei zurückgenommen werden." 

Wie kann man möglichst ressourcenschonend ein kaputtes Gerät ersetzen?

Benedikt Jacobs: „Das Gerät, das am meisten Ressourcen schont ist das, was nicht produziert wird. Fragen Sie sich deshalb, ob Sie wirklich ein neues Gerät brauchen. Denn es gibt inzwischen viele Alternativen: Leihläden, Tauschinitiativen und andere Sharing-Modelle ermöglichen die Nutzung eines Geräts, ohne dass Sie dieses neu kaufen müssen. Bei Geräten, die sie täglich brauchen, wie einem Kühlschrank oder einem Smartphone, lohnt es sich, diese gebraucht zu kaufen. Das spart Geld und Ressourcen. Dafür gibt es mittlerweile viele Onlineplattformen.“ 

 

Hintergrund: Der BUND fordert ein Recht auf Reparatur. Das Recht muss unabhängig vom Hersteller gelten. Jede neu produzierte Ware muss verpflichtend reparierbar sein. Daneben gibt es viele weitere Maßnahmen, die die Politik einfach umsetzten könnte und die dabei helfen, die Reparaturquote deutlich zu erhöhen. 

Andere Länder gehen mit gutem Beispiel voran. In Frankreich gibt es beispielsweise einen Reparaturindex. Dieser kann dabei helfen, auf einen Blick zu erkennen, wie gut Elektrogeräte reparierbar sind, ob es genug und bezahlbare Ersatzteile gibt. Ein Reparaturbonus, wie es ihn in Österreich gibt und wie in Thüringen erprobt, könnte dafür sorgen, dass die Reparatur günstiger als ein Neukauf ist. Gleiches gilt für die Absenkung der Mehrwertsteuer auf Reparaturdienstleistungen von 19 auf 7 Prozent. Hier geht Schweden bereits mit gutem Beispiel voran. Die Infrastruktur um Elektrogeräte zu teilen und zu leihen muss ausgebaut werden. 

Damit Kund*innen beim Kauf bessere Orientierung bekommen, setzt sich der BUND dafür ein, dass ein schadstofffreies, langlebiges und reparierbares Produktdesign zum verpflichtenden Standard wird. Mit der EU-Ökodesignrichtlinie kann dies geregelt werden. Bis dahin hilft auch die ToxFox-App des BUND, über das Einscannen des Barcodes, Schadstoffe in Alltagsgegenständen (von Kosmetik, über Spielzeuge bis zu Elektrogeräten) aufzuspüren.