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Pressemitteilung des Klimaschutzbündnisses zur CO²-Bilanz der Stadt Bamberg

Bamberger Klimaschutzpolitik auf dem Prüfstand – und die Presse interessiert

sich nicht?

11.05.2023

Am vergangenen Mittwoch präsentierte das Klima- und Umweltamt der Stadt Bamberg im Stadtrat
die CO2-Bilanz der Stadt und deren Konsequenzen für die Politik. Die Verwaltung machte deutlich,
dass der aktuelle Stadtrat der einzige ist, der noch wirksam Maßnahmen ergreifen kann, um die
Erwärmung bei 1,75 Grad zu begrenzen, und empfahl dringend einen konkreten
Klimaschutzfahrplan mit konsequenter Umsetzung von Maßnahmen in den einzelnen Sektoren.
Schon jetzt spüre man die Folgen der Klimakrise auch in Bamberg deutlich: Der Baumbestand im
Hain ist bedroht, die Anzahl der Hitzetage, die für ältere Menschen potentiell lebensbedrohlich sind,
steigt von Jahr zu Jahr, und schon jetzt haben wir im April durchschnittlich 30% weniger
Niederschlag. „Die kommenden zehn Jahre sind entscheidend“, so Tobias Schenk, Leiter des
Klima- und Umweltamts. Bamberg müsse in den nächsten zehn Jahren mindestens so viel einsparen
wie in der Coronazeit. Um eine Grenze von 1,75 Grad einzuhalten, bliebe Bamberg ein Restbudget
von 8,9 Mio. Tonnen – das wäre nach aktuellem Stand bis 2035 aufgebraucht.
Im Anschluss diskutierte der Stadtrat über lokale Klimapolitik. Nach Eindruck des Bamberger
Klimaschutzbündnisses (BKB) ist die Ernsthaftigkeit des Themas immer noch nicht bei allen
Stadtratsmitgliedern angekommen. Alle Rednerinnen und Redner betonten zwar, dass Klimaschutz
wichtig sei, viele von ihnen verbanden dies jedoch mit einem großen „Aber“ in Bezug auf konkrete
Maßnahmen. So forderten sie zum Beispiel Klimaschutz „mit Augenmaß“ (Peter Neller, CSU) und
eine Berücksichtigung der „schwierigen finanziellen Lage“ der Stadt Bamberg, die mehr personelle
Ressourcen im Klimaschutz nicht stemmen könne (Martin Pöhner, FDP). Geäußert wurde die
Sorge, dass Klimaschutzmaßnahmen die Wirtschaft „abwürgen“ könnten oder nicht
sozialverträglich genug seien (Heinz Kuntke, SPD). Klaus Stieringer ging noch darüber hinaus: Die
Menschen hätten „genug andere Probleme“, die „mit gleicher Intensität“ diskutiert werden müssten.
Dem widersprach Alina Achtziger (Die Partei) deutlich: Sie habe keine Lust, später in einer
Klimahölle zu leben, weil konservative Politiker ihre Verantwortung nicht wahrnähmen.
Erstaunlich findet das Bamberger Klimaschutzbündnis, dass diese Diskussion letztlich völlig am
Thema vorbeiging, denn mit der Präsentation der CO2-Bilanz hatte die Verwaltung eben keine
konkreten Maßnahmen in den Raum gestellt , sondern nur eine zeitnahe Erarbeitung solcher
Maßnahmen durch verschiedene Gremien der Stadt sowie durch die Klimaallianz empfohlen. „Wir
vom Bamberger Klimaschutzbündnis würden uns wünschen, dass die besagten Stadträtinnen und
Stadträte ihre Energie lieber konstruktiv in die Mitarbeit bei der konkreten Ausgestaltung von
wirksamen und sozialverträglichen Klimaschutzmaßnahmen stecken würden. Es kann nicht sein,
dass immer nur betont wird, was alles angeblich nicht geht, aber keine Ideen und Vorschläge
kommen, auf welche Weise man die Klimakrise denn stattdessen abmildern könnte“, so Simone
Jakobi, Sprecherin des BKB. „Die CO2-Bilanz zeigt eindrucksvoll, dass wir uns ein Weiter-so
schlichtweg nicht leisten können. Wenn die Erderwärmung ungebremst weitergeht, könnte in
Bamberg noch in diesem Jahrhundert die Durchschnittstemperatur um 5 Grad steigen! Nach
Auslaufen der derzeitigen Förderstelle wird es Ende des Jahres in Bamberg vorerst keine einzige
Stelle im Bereich Klimaschutz mehr geben. Wir brauchen aber Menschen in der Verwaltung, die
Klimaschutzmaßnahmen antreiben, koordinieren und umsetzen“, ergänzt Christina Kölking,
ebenfalls Sprecherin des BKB. „Nichthandeln wird sehr viel teurer, verschiebt die Kosten aber
zulasten der Jüngeren. Genau das ist nicht sozialverträglich! Außerdem werden gerade weniger
privilegierte Menschen als erste und am stärksten unter den Folgen der Erderhitzung leiden“, so ihre
Mitstreiterin Luise Müller. „Wir hoffen, dass wir als Mitglied des sich kommenden Montagkonstituierenden Klimabeirats von Stadt und Landkreis mit dazu beitragen können, dass ein
Klimaschutzfahrplan erarbeitet wird, mit dem sich dann auch die Stadträtinnen und Stadträte
aufgeschlossen auseinandersetzen werden. Hierzu wird auch die konsequente Umsetzung der
Beschlüsse der Klimasondersitzung von 2020 gehören.“
Überrascht war das BKB auch, dass der anwesende Redakteur der einzigen Bamberger
Tageszeitung ausgerechnet vor der Präsentation der CO2-Bilanz und der Diskussion dieser
zentralen Frage mit immenser Bedeutung für alle Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt den Raum
verließ. Die Bamberger Klimaschutzpolitik ist auf dem Prüfstand – und die Presse interessiert sich nicht?