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Solidarisches Wirtschaften als Modell für die Gesellschaft

BUND Naturschutz stellt neuem Stadtrat Urban Gardening Projekte vor

27.07.2020

„Solidarische Landwirtschaft und Selbsterntegärten bieten konkrete Zukunftsperspektiven für Bamberg als Gärtnerstadt. Sie sind Modelle für eine Gesellschaft, die auf Solidarität, und gegenseitiges Vertrauen statt auf Egoismus und Gewinnmaximierung ausgerichtet ist“,  so Christian Luplow, einer der Mitgründer der Solawi (Solidarische Landwirtschaft) Bamberg und Mitarbeiter der Projektwerkstatt. Eine Fläche von nur einem Hektar reiche aus, um 80 Familien mit frischem, ökologisch angebautem Gemüse zu versorgen und um die Arbeitskraft eines Gärtners zu finanzieren.

Die Solawi ist als Verein organisiert und beschäftigt den Gärtner. Dessen Stelle wird über die sogenannten Ernteteiler, die pro Monat eine feste Summe zahlen, getragen. Dieser Betrag ist unabhängig davon, wie groß oder klein die Ernte ausfällt. Der Gärtner müsse nicht möglichst viel produzieren, sondern so, dass die Fruchtbarkeit der Bodens auf Dauer erhalten bleibt.

Mit dem Kauf von Billiggemüse, bei dem Unmengen von Wasser eingesetzt wird, ganze Landstriche etwa in Südspanien veröden, der Boden und Menschen als Arbeitssklaven ausgebeutet werden, lasse sich diese Art des Konsums nicht vergleichen. Im Gegensatz dazu werden mit der Solawi die Nachhaltigkeitsziele, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen ganz konkret vor Ort umgesetzt und ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet. „Allein aus diesem Grund sollte die Stadt Bamberg ein großes Interesse daran haben, diese Gartenbau-Modelle aktiv zu unterstützen“  wünscht sich Martin Bücker, Vorsitzender des BUND Naturschutz Bamberg.

Als Beispiele für die Belebung der Bamberger Gärtnerkultur wurden bei der Stadtrats-Radltour  auch der Selbsterntegarten Süd und der neue Gemeinschaftsgarten in der  Heiliggrabstraße besichtigt. Während bei der Solawi die Hauptarbeit beim angestellten Gärtner liegt, werden die Selbsterntegärten gemeinschaftlich bewirtschaftet.  Konkret wird  jeweils ein Acker mit 1000 Quadratmetern in 20 Parzellen unterteilt, die von 2 bis 5 Leuten bewirtschaftet werden. Im Frühjahr wird das Feld von einem Bamberger Gärtner vorbereitet, dann wird bei Gemeinschaftsaktionen miteinander gepflanzt und gesät.  Die Bewässerung ist zentral organisiert. Für die Pflege und Ernte ist jede  Parzellengemeinschaft selbst verantwortlich. Dabei wird sich aber gegenseitig unterstützt. Garten-Neulinge lernen von den alten Hasen, Tipps und Rezepte werden ausgetauscht und überschüssige Erntemengen verteilt. Alle Beteiligten übernehmen selbst Verantwortung und bringen sich nach ihren individuellen Möglichkeiten in das Projekt ein.

Fachlich werden sowohl die Selbsterntegärten wie die Solawi von Willy Schubert, dem ehemaligen Leiter des Ökologischen Versuchsbetriebs der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau unterstützt. Er entwickelt zum Beispiel die Pflanzpläne, die sich an der Fruchtfolge des ökologischen Landbaus orientieren.

„Uns ist es wichtig, mit den Bamberger Gärtnern zusammen zu arbeiten. Die neuen Initiativen sollen nicht als Konkurrenz sondern als Bereicherung und Ergänzung gesehen werden. Alle die mitmachen, lernen den Wert von regional angebautem und saisonalem Gemüse schätzen. Sie erfahren, wo es Einkaufsmöglichkeiten bei Bamberger Gärtnern und ihren Hofläden gibt.  Einige Gärtner haben  uns schon bestätigt, dass sie durch die Selbsterntegärten und die Infoangebote neue Kundinnen und Kunden gewonnen haben“ freut sich Heike Kettner. Sie koordiniert die Bildungsarbeit der Projektwerkstatt „Vom Acker auf den Teller“, die aus Mitteln des bayerischen Umweltministeriums finanziell gefördert wird.

Es gibt weiterhin sehr großes Interesse, bei der Solawi und bei Selbsterntegärten mitzumachen, aber es ist sehr schwer, neue, geeignete Flächen zu finden und zu erschließen. Die Bamberger Gärtner sind für Kooperationen  offen. Sie sehen, dass hier die Gärtnerkultur und ihre Arbeit wieder mehr Wertschätzung erfährt.  Ein großes Problem ist der Zugang zu den Flächen innerhalb des Welterbes, da die Felder hinter den Häusern liegen und nur über die privaten Eingänge zu erreichen sind. „Hier sind Kreativität und Flexibilität gefragt, damit Gärtnerflächen wieder bewirtschaftet werden und es auch in Zukunft noch eine lebendige Gärtnerkultur im Welterbe gibt. Dabei setzen wir auch auf die Unterstützung der Stadt“  appelliert Heike Kettner zum Abschluss der Veranstaltung an die Stadträte.